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Vildmarksvägen, Gäddede

Die große Runde über den Vildmarksvägen ist im Winter leider nicht befahrbar, und die Wintersperre zwischen Klimpfjäll und Leipikvattnet dauert sogar bis in den Juni hinein! Also geht es über die Südroute erst ab Hoting wieder nordwestwärts.

In der Nachmittagsdämmerung taucht plötzlich eine ganze Herde von Elchen vor mir auf, obwohl das doch eigentlich Einzelgänger sein sollen? jedenfalls ergreifen die Tiere natürlich sofort die Flucht in den Wald oder laufen auf der Piste davon, so dass nur einige wenige verwackelte Fotos entstehen. Zwei weitere Tiere tauchen unvermittelt hinter einer Kuppe auf, die solange wie angewurzelt stehen bleiben wie ich noch über den Schnee dahinbremse. Kaum komme ich aber zum stehen geben sie Fersengeld und sind davon. Wie ich finde auch ein erstaunliches Verhalten?!

Das Etappenziel ist der Hällingsåfallet, dessen Zufahrt allerdings nicht annäherungsweise geräumt ist. Ein in der Nähe gelegener Übernachtungsplatz ist auch nicht zu finden und so entscheide ich mich zur Weiterfahrt bis Gäddede um dann auf der Rückfahrt den Wasserfall bei ausreichendem Tageslicht zu Fuß zu erreichen. Und dann passiert es in einer einzigen Sekunde der Unachtsamkeit. Während mein Blick rechts über den See Hetögeln schweift fahre ich zu scharf am vermeintlich rechten Fahrbahnrand und breche im Schnee neben der Piste ein. Ein sofortiges nach links ziehen hilft nichts mehr, da der weiche Untergrund sofort weiter nachgibt und ich lande sanft gebremst mit der kompletten rechten Seite in den aufgepflügten Schneebergen. Schaufeln, Sandbleche und alle Differentialsperren bringen keinen Erfolg, im Gegenteil neigt sich das WoMo mit jedem Zentimeter vor oder zurück eher noch weiter zur Seite. Die Seilwinde hat ihre Funktion ebenfalls eingestellt 🙁 allerdings wäre quer über die Straße auch nicht wirklich ein standhaft wirkender Baum vorhanden. Ein junges Paar auf dem Weg zum Arzt versucht zu helfen, können ihren Traktor besitzenden Vater allerdings nicht erreichen. Da ich mich auch nicht auf der Hauptstraße sondern auf der südlichen Nebenstrecke befinde ist eher nicht mit weiterer baldiger Hilfe zu rechnen. Bis nach Gäddede sind es nur noch 7 km, das wären etwa zwei Stunden zu Fuß, bei einsetzender Dunkelheit und irgendwas um die Minus 20°C. Ich entscheide mich also lieber professionelle Bergungshilfe anzufordern, die nach einigen Stunden Wartezeit in der beheizten Kommandokapsel in Form eines Falck Schleppers auch anrückt. Nach 5 Minuten ist die Sache dann auch schon erledigt und ich befinde mich wieder mit allen Rädern auf festem Boden. Die Moral von der Geschicht: immer schön in der Fahrbahnmitte bleiben. Am Campsite in Gädedde ist zu später Stunde natürlich niemand mehr zugegen und ich stelle mich erst einmal auf den geräumten Vorplatz der Reception – Feierabend!

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Vildmarksvägen Panorama – click to enlarge

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Gäddede, Hällingsåfallet

Bei der morgentlichen Inspektion sind glücklicherweise keine Schäden feststellbar und ich bekomme von den freundlichen Campsite Betreibern noch vor dem Frühstück eine Steckdose frei gefräst so dass ich den Kaffee an diesem sonnigen und eisigen Morgen gemütlich mit Blick auf den Abfluss des Kvarnbergsvattnet genießen kann. Nach einigen örtlichen Erkundungen u.a. auf den Brännklumpen 😉 geht es dann endlich zum Hällingsåfallet. Der 4 km lange Weg auf der Piste entlang wäre eigentlich nichts besonderes, wäre der Schnee nicht sehr locker und sehr tief. Zum Glück gab es vor ein bis zwei Tagen schon zwei „Vorspurer“ ohne die ich den Wasserfall am Ende der Piste trotz Hinweisschild gar nicht gefunden hätte. Die kleineren Bäume sind von der Schneelast bis zum Boden hinab gebogen so dass ich darunter niemals einen Pfad vermutet hätte. Um einen Teil ihrer Schneelast erleichtern sich die Büsche und Bäume dann direkt auf mich und ich gelange gut getarnt zur Aussichtsplattform wo der Ausblick wirklich „amazing“ ist! 📽 hier gehts zum Wasserfall.

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Hällingsåfallet Panorama – click to enlarge

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kurz vor Östersund lege ich einen Stop in Lit am Indalsälven auf einem kleinen Kajak Campsite ein, der erstaunlicherweise außerhalb der Kajak Saison geöffnet hat. Die Betreiber sind ausgesprochen freundlich und nur weil ich ein wenig beim Schnee schaufeln helfe gibt es einen riesigen Rabatt bei der Stellplatzgebühr. Gefühlt zahle ich gerade mal für den verbrauchten Strom und Anekdote am Rande, ich soll angeblich der erste deutsche gewesen sein der sich auf englisch vorgestellt hat 😮

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aus der Querung des größten aller schwedischen Storsjöns wird es leider nichts: isväg stängd und die Fähre ist auch noch für zwei Tage in Betrieb. Es wird aber offenbar fleißig an der Eispiste präpariert. Da ist es schon beeindruckend, was man an einen Navara so alles ranschrauben kann 👍 der Ausgewogenheit wegen sei erwähnt, dass es auch eine Ranger Ausführung gibt 😉 Nach dem Einholen weiterer Infos macht es aber keinen Sinn auf die Öffnung der Eisstraße zu warten da es ohnehin eine Gewichtsbeschränkung von 2 bis vielleicht maximal 4 t gibt. Also geht es über Umwege noch einmal in die Berge.

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Flatruetvägen

Auf einer kleinen Nebenpiste am Flåsjön entdecke ich einen Schneepflug im Winterschlaf, kann aber irgendwie nicht herausfinden um was für ein Fahrzeug es sich eigentlich handelt. Bei der Recherche nach Volvo oder vielleicht sogar einem Skoda Liaz werde ich jedenfalls nicht fündig? Den Rentieren ist’s aber auch egal von wem die Straßen so geräumt werden, Hauptsache sie müssen nicht durch den tiefen Schnee, und schon gar nicht nur weil alle Tage mal jemand mit einem lärmenden Reisemobil vorbei möchte.  Weiter geht es hinauf zum Flatruet Pass wo eine einsame Schneefräse in Sisyphusarbeit gegen den stetigen Westwind versucht den 975 Meter hohen Pass einigermaßen offen zu halten. Zumindest für mich gibt es aber als Belohnung einen wunderschönen Doppelhalo mit Nebensonnen zu erleben, der sich in seiner vollen Ausdehnung mit meinem Fotoequipment gar nicht erfassen lässt.

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Mosätt

über einen Zwischenstopp in Hede und vorbei am Sonfjället geht es bis hinab nach Mosätt, wo ich mir an einem kleinen Stellplatz mit Blick auf den Ljusnan eine Zufahrt durch die Schneepflugwand frei schaufle. 📽 Video. Bei sternenklarem Himmel wird es die kälteste Nacht aller Nächte. Die Wetterstation in Sveg meldete am Morgen -31.4°C während es dem Eberspächer Temperaturfühler offenbar zu kalt für eine Aussage zur Außentemperatur ist – high tech made in germany ? naja in Deutschland wird’s ja auch höchstens nur am Funtensee mal so kalt 🙁 Die Batterien haben den Dauerheizungsbetrieb so gerade eben durchgehalten, die Wasserleitung ist nicht eingefroren und die ersten Sonnenstrahlen der tief stehenden Sonne verschaffen mir einige wenige Watt an Extraleistung, so dass einem heißen Kaffee bei kuscheligen +13°C Innenraumtemperatur nichts mehr im Wege steht. Nach einer anschließenden 10 minütigen Motorvorwärmung durch die  Mercedes Standheizung springt der 3 Liter Motor dennoch nur unwillig an, aber immerhin springt er an und ich ertappe mich erstmals bei der von mir grundsätzlich abgelehnten Unart, den Motor einige Minuten warm laufen zu lassen, bevor ich mich aus dem Pulverschnee wieder vorsichtig rückwärts hinaus wühle, um das Material bei diesen Temperaturen nicht übermäßig zu strapazieren. Für die Runde durch die Schneewehen über den gesamten Stellplatz ist es mir einfach zu kalt. Wenn ich da schaufeln muss oder die Maxtrax Anfahrhilfen benötige ist das bei -30°C bestimmt kein Spaß. Selbst die Differentialsperren wollen nicht so recht wie gewohnt und benötigen auf der Straße eine gefühlte Ewigkeit bis sie wieder entsperren. 📽 Video.

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Norra Mora, Tivedens NP, Mjölkalånga

Durch die Norra Mora Vildmark geht es noch einmal knapp 700 Meter hinauf durch eine winterliche Märchenlandschaft in der die Bäume vom Nebel der vergangenen Tage mit einer dicken Eiskristallschicht überzogen sind. Schade dass sich die Sonne in der Zwischenzeit hinter einem dicken Altostratus versteckt hat, so dass mir ein millionenfaches glitzern der Eiskristalle entgeht.

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Keine 24 Stunden später als ich kurz hinter Tyfors auf der 26 die Grenze zur Provinz Värmland überquere trifft mich der Zivilisationsschock, tonnenweise Salz auf der Straße ? so dass wenige Kilometer genügen, um das WoMo vollständig zu versalzen, bis ich es endlich schaffe auf eine salzfreie Nebenstraße abzubiegen. Diverse mögliche Übernachtungsplätze sagen mir nicht zu und so finde ich oberhalb vom Mogsjön in der letzten Kehre vor dem letzten Siedlerhäuschen noch ein ruhiges Plätzchen. Das schöne Wetter ausnutzend gibt es auch noch eine kleine Wanderung im Tivedens Nationalpark mit mächtigen Eiszapfen am Stigmanspasset, wo ich in Anbetracht der gähnenden Leere ausnahmsweise ein klein wenig länger verweile als es wohl in diesem Nationalpark erwünscht ist.

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Tivedens Nationalpark Panorama – click to enlarge

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Auf den letzten Metern und dem letzten Tag denke ich mir so, dass ich nochmal schnell ins Eis einbrechen könnte 🙂 man soll ja keine Gelegenheit auslassen um auf den diversen Untergründen stecken zu bleiben, aber auf diese überschwemmte und zugefrorene Piste kurz vor dem Ufer des Finjasjön war ich gar nicht vorbereitet und hoffte dann darauf, das die eisige Pracht bis zum Boden durchgefroren sei. Dem war aber nicht so und 4.5 Tonnen verlangtem irgendwann nach einem festen Untergrund. PKW Fahrer ohne Schnickschnack sind da doch manchmal klar im Vorteil 📽 guckst Du hier

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to be continued !

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