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kurz hinter der Litauisch-Russischen Grenze versperrt ein weiterer Schlagbaum den Weg über die Kurische Nehrung. Gewohnheitsgemäß ziehe ich schon meinen Pass hervor, da im Umfeld russischer Grenzübergänge gerne mehrfach kontrolliert wird. Dieses mal liege ich aber verkehrt, njet, nikto passport, maut kácca! Aber das längere Stück über die Kurische Nehrung kostet nur 300 Rubel, so etwa 4,25 EUR. Die Strände sind zumindest an diesem Septembertag tatsächlich leer und ungenutzt, entweder weil die Nutzung hier streng reglementiert ist oder weil das Wetter nicht allzu einladend ist. Dafür wurde der für russische Verhältnisse auffallend wenige Zivilisationsmüll schon künstlerisch gestaltet. Bei einem kurzen Stop in Rybatschi findet sich hinter grauen Mauern an einer unbefestigten Straße plötzlich eine kleine Hotelanlage mit einem gemütlichen Restaurant, wo man es nicht vermutet hätte. Weiter geht es dann über ausgesprochen gut ausgebaute Landstraßen direkt in Richtung Kaliningrad.

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Dort angekommen gebe ich allerdings irgendwann die Suche nach einem Zentrum nicht nur in Ermangelung von Hinweisschildern auf, sondern auch wegen der einen oder anderen gar nicht vorhandenen Brücke, von deren Abriss oder Einsturz mein Kartenmaterial noch nichts erfahren hatte. Umleitungen sind nicht ausgeschildert, so dass gesperrte Straßen erst unmittelbar vor der Sperrung erkennbar sind, und die nutzbaren Verkehrsführungen sind zeitweise durchaus als abenteuerlich zu bezeichnen. Eine Vorfahrtstraße muss nicht zwingenderweise bedeuten, dass man auch zuerst fahren darf, selbst dann nicht wenn sicherheitshalber die Polizei vor Ort ist 😉 guckst Du hier.

Also parke ich bei der nächstbesten Gelegenheit am Südpark und mache mich zu Fuß auf die Suche. An einem nahe gelegenem Hotel erfrage ich einige Informationen und erhalte sogar freundlicherweise einen kleinen Stadtplan, auf dem ersichtlich ist, dass die Attraktionen der Stadt ziemlich weit auseinander liegen. Also beschließe ich eine „kleine“ Runde bis zum Königsberger Dom in Richtung Moskovskiy Prospect zu drehen, und …… scheitere prompt erneut an einer nicht mehr vorhandenen Brücke über die Pregolja bzw. Pregel. Diesmal ist es aber zu meinem Vorteil, da ich auf dem Ausweichweg über eine Fußgängerbrücke tatsächlich noch vor dem Dom einige der wenigen erhaltenen alten Häuser aus der Zeit vor 1940 entdecke.

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Leider ist aber der Großteil der Stadt in keinem sonderlich guten Zustand. An den wenigen Plätzen und Straßen an denen ich vorbeikomme ist der Verfall gegenwärtig. Offenbar hat man die Chancen dieser Stadt aufgrund ihrer zentralen Lage in Europa noch nicht wirklich realisiert?

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Eher amüsant erscheint allerdings das Programm der Konzerthalle in unmittelbarer Nachbarschaft vom weniger „guten“ alten Lenin. Vielleicht hätte er sich damals vor 100 Jahren auch besser in so einem Tango Musical vergnügen sollen?

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das folgende Bild bedarf einer kleinen Erläuterung. In diesem Teil der Straße wurde wegen einer Baustelle eine Einbahnstraße eingerichtet, daher führt es zumindest bei einigen Autofahrern zu ein wenig Desorientierung, als ihnen plötzlich die Straßenbahn entgegen kommt. Die allermeisten stört das aber wenig und es wird munter drumherum gekurvt während sich der Straßenbahnfahrer in stoischer Ruhe seinen Weg durch das Chaos bahnt 😉

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am Ende meines kleinen Stadteilrundganges werde ich dann noch Zeuge einer gebrochenen Oberleitung für Bus oder Straßenbahn, bei der die eingeleiteten Reparaturmaßnahmen ebenfalls mit der dem Einsatzfahrzeug angepassten erforderlichen Ruhe angegangen werden, während im Umkreis von einem Kilometer der Verkehr zum Stillstand kommt. Meine Schadenfreude darüber, dass ich die Stadt nicht über diesen Engpass verlassen muss, währt aber nur so lange, bis ich die vorgesehene Ausfallstraße in Richtung Pribreschny wegen einer fehlenden Brücke über die Bahngleise nur auf riesigem Umweg erreiche. Der Oberleitungsbruch ereignete sich nämlich auf der kürzeren Umfahrungsstrecke  🙁

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Als ich bereits am Abend nach einer Fahrt durch italienisch anmutende Macchie Landschaften die polnische Grenze bei Gronowo erreiche, stelle ich erneut überraschende Verhaltensweisen bei den Grenzkontrollen fest. Bei dieser Ausreise aus der Russischen Förderation wird mein vier Zimmer Appartement erstmalig mit Hunden kontrolliert, und zwar gleich zweimal. Ich hatte bislang immer angenommen, ein Staat sei daran interessiert, dass keine illegalen Gegenstände in das Land hinein gebracht werden? Nach den üblichen dreifachen Passkontrollen und eingehender Begutachtung meines rollenden Appartements darf ich dann aber auch weiter zum polnischen Zoll der Europäischen Union ziehen, welcher dagegen nur an der Menge mitgeführten Alkohols, Zigaretten und Dieselkraftstoff interessiert ist und noch die Anzahl der angegebenen einreisenden Personen überprüft. Nach meiner wahrheitsgemäßen Auskunft darf ich auch schon wieder weiter meines Weges ziehen.

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to be continued: Polska 2016