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Pirineos Centrales – Aragón

Die ausgiebige Suche nach einem schattigem Stellplatz direkt am Embalse de Median erweist sich als etwas schwierig. Eine nicht allzu lange Piste die direkt von einer Nebenstraße hinunter zum See abzweigt scheint machbar, zeigt sich aber doch als recht anspruchsvoll. Ziemlich steil und in teilweise tief ausgewaschenen Rinnen gelingt es aber mit etwas Geduld heil hinab zu kommen. Auch finden sich am Ufer zwei kleine Bäumchen die ein wenig Schatten spenden. Hier geht’s hinunter. Die Frage wie es diese Piste wieder hinauf zu schaffen ist, stellt sich dann zur gegebenen Zeit, jetzt ist es erst einmal Zeit für ein Paddeltour und die Erkundung von im Stausee versunkenen Dörfern. Das ausgerechnet die Kirche eines altes Dorfes noch nicht in sich zusammen gefallen ist, verwundert mich schon ein wenig, aber vermutlich stand sie am höchsten Punkt im Ort, was ja durchaus üblich ist.

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Da es bei absoluter Windstille und über 30°C auf dem See auch nicht wirklich kühler als am Ufer ist, versuche ich es nochmal im See, aber der hat auch gefühlte 28°C und so bleibt nur auf die nächtliche Abkühlung zu hoffen. Nach einer weiteren Kajaktour bei angenehmeren Frühtemperaturen geht es dann hier wieder die Piste hinauf, mit einem moderaten rums am Ende des Videos, der sich in der Realität wesentlich schlimmer angehört hat. Zunächst dachte ich mit dem Heck aufgesetzt zu haben nachdem das rechte Hinterrad komplett in einer tiefen Rinne verschwunden ist, was natürlich mein Fahrfehler war, aber zum Glück hat es nur die Seniorentreppe erwischt, die sich mit ein paar zärtlichen Gummihammerschlägen sogar davon überzeugen ließ, weiter ihren Dienst zu tun. Jedenfalls wäre damit erneut bewiesen, dass jeder überflüssiger Schnickschnack nur die Manövrierfähig von Geländefahrzeugen einschränkt und man ihn daher besser gleich weglassen sollte. Wenn ich es ohne Treppe nicht mehr in die Kabine schaffen sollte, dann wäre es ohnehin an der Zeit, sich nach alternativen Reisemöglichkeiten mit rundum Service umzusehen 😉

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Valle de Gistaín

Aber jetzt geht es erstmal über alte Straßenreste auf zum Pico de Posets, mit 3375 m der zweithöchste Gipfel der Pyrenäen, und deshalb reicht natürlich schon ein guter Blick aus 2500 m Höhe auf die umliegenden Gipfel, alles andere wäre dann doch vermessen 😉 Von Gletschern ist zumindest hier auf der Südseite keine Spur mehr zu sehen, lediglich ein paar karge Schneefelder lassen sich noch ausmachen, dafür aber abenteuerliche Felsformationen. Bewegt man sich am Ibón de Leners in blendend weißem Granitgestein, so ziehen sich gegenüber vom Pico de Posets rostig oxidierte Erzgesteine hinab ins Tal.

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Valle de Benasque

Nach ruhigen und beschaulichen Nächten am Rio Cinqueta und auf dem Puerto de Sahún treffe ich dann im Valle de Benasque auf den organisierten Tourismus. Während der Saison ist das Tal für den privaten Fahrzeugverkehr gesperrt und man kann sich im „Corona“ Shuttle Bus in das Tal hinein und wieder zurück fahren lassen. Ziel der vielen Pilger ist es, einen Blick auf den Pico de Aneto (3404m) zu erhaschen, was den wenigstens allerdings im Tal gelingen wird. Ich mache mich daher auf zum Gipfel des Pico Sauvegarde, dessen Gipfelhöhe mir mit 2738m auch ohne Corona reichlich Luftnot beschert 😉 Aber der Ausblick auf die Maladeta ist einfach genial, so dass sich selbst auf diesen räumlich beengtem Gipfel alsbald die Pilgerscharen tummeln. Ich mache es mir daher 30 Meter unterhalb vom Gipfel gemütlich, das nennt sich dann wohl summit-distancing?

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Maladeta Panorama

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Bevor ich hinüber nach Frankreich fahre gibt es noch einen Abstecher in das Vall d’Aran, und wie immer geht es natürlich über kleine Nebenstraßen die ein langsames vorankommen garantieren. Eine Carretera Cortada kann man dann allerdings überhaupt gar nicht gebrauchen, weil es doch zig Kilometer Rück- bzw. Umweg bedeuten würde. Also beschließe ich einmal herauszufinden was sich nun wirklich hinter dem Hinweisschild Carretera Cortada verbirgt. Natürlich habe ich Glück, es ist Freitagabend, die Bautrupps sind bereits im Wochenende und ich muss nicht umdrehen. Wie so eine Baustellenbesichtigung aussieht könnt ihr hier anschauen 🙂 Gänzlich lassen sich die Hauptstraßen natürlich nicht umgehen, dafür kommt man dann auch mal bei den Bomberos vorbei und kann noch einen Blick auf deren Museumsstücke werfen, in diesem Fall ein ziemlich hochgerüsteter, restaurierter Santana (LandRover Lizenz).

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Im Vall d’Aran oder auch Vall de l’Artiga de Lin heißt es dann erst einmal Hinweisschilder zu übersetzen, die allesamt offenbar in katalanisch verfasst sind, während meine Karten eine Auswahl an französischen und spanischen Bezeichnungen bieten. Vielleicht ließe sich auch noch eine alte Braseria wiederbeleben, allerdings ist die Saison kurz und daher wäre das wohl eher etwas für echte Enthusiasten.

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Der gewählte Weg führt hinauf zum „Malh dera Artiga“ oder auch Pico Pomer auf 2710m, von wo aus ein noch besserer Blick auf den Pico de Aneto zu erhaschen ist. Allerdings habe ich nicht mit einem derart steilen Anstieg samt Stahlseilpassagen gerechnet und beende die Tour bereits auf einem namenlosen Hügel oberhalb des Passes zum Valle de Benasque, wo es ebenfalls einen tollen Ausblick auf einen der letzten Gletscher der Pyrenäen gibt. Selbst auf dem Gletscher mache ich mindestens 10 Leute aus, was aber nach dem Blick ins Tal vergleichsweise wenig ist. Dort tummelt sich Massentourismus neben Massentierhaltung.

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Pyrénées Ariégeoises

Noch am Abend geht es über die Grenze nach Frankreich, wo ich am Deich der hier kanalisierten Garonne einen Übernachtungsplatz abseits der Hauptstraße finde. Am nächsten Morgen ist allerdings die Ausfahrt zur Hauptstraße durch einen Traktor mit Böschungsmäher versperrt! Absicht oder nur ein Versehen?? Im Zweifel für den Angeklagten, denn mein Stellplatz ist von der Ausfahrt eigentlich nicht zu einzusehen, und da sich weit und breit kein zugehöriger Fahrer finden lässt, werde ich es nicht mehr erfahren und zwänge mich links durch Gebüsch und Graben an der „Straßensperre“ vorbei. Über die Dörfer vorbei an zugewachsenen Umogs (falls noch jemand Bedarf hat? gesehen in Aucazein) geht es dann zum letzten masochistischem von Geiern begleitetem Gipfelsturm in den Pyrenäen bei Temperaturen um die 30°, auf den Pic des Trois Seigneurs. Ich war der irrtümlichen Annahme es könne übersetzt vielleicht so etwas wir „Gipfel für drei Senioren“ bedeuten 😉 aber auch dieser Anstieg und der gewählte Abstieg „abseits der üblichen Routen“ waren wieder einmal ziemlich extrem. Immerhin kann ich nun auch mal behaupten über die Spitzen gegangen zu sein 🙂

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Vom Col de Péguère gibt es dann noch einen wehmütigen Blick zurück auf die von mächtigen Gewitterwolken überragten Pyrenäengipfel, bevor ich mich für dieses Jahr endgültig talwärts in Richtung Nordosten auf den Weg mache.

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to be continued: Pyrenäen 2020 part4

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