Anreise

Rostock mitte Dezember 2020, es ist nasskalt bei bleigrauem Himmel, Check in bei Stena Line nach Trelleborg, Abfahrt 15:10 Uhr, ein normaler Spätherbsttag in Norddeutschland. Ungewöhnlich nur, dass die Polizei im Fährhafen ihre Kreise zieht, auf der Suche nach den Viren? oder doch nur Rauschgiftfahnder bei der Arbeit? Die Überfahrt ist ruhig, jedoch dauert die Entladung vom Oberdeck in Trelleborg gefühlt eine Ewigkeit. Obwohl zu dieser Zeit für EU Bürger noch keine restriktiven Einreisemaßnahmen seitens der schwedischen Behörden erlassen wurden, gibt es einen mega Stau vorm schwedischen Zoll, so dass ich in der schwarzen Dezembernacht der schwedischen Provinz Skåne nur noch 4 km weiter bis zum „Trelleborg Touristparking“ mit theoretischem Blick aufs Meer fahre: Feierabend!

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Am nächsten Morgen ist es immer noch grau, aber immerhin gibt es Frühstück mit nun auch praktischem und exklusivem Meeresblick, ich bin weit und breit der einzige der hier mit dem Reisemobil in der Gegend herum steht ……

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Bolmen, Store Mosse, Vättern

Die nächsten Tage bleibt es Wolken verhangen so dass sich das Tageslicht bereits in Südschweden auf nur noch wenige Stunden beschränkt. Und so wirken selbst die schönsten Plätze zwischen Bolmen, Store Mosse, Vättern und Skulleskogens Nationalpark ein wenig trostlos, aber dafür besonders still. Abseits vom Trubel und Hektik zu nervigen Corona Updates und Lockdown Strategien also genau das Richtige für die „stille Nacht“, zu der sich am Indalsälven sogar erstmalig etwas Schnee in die weihnachtliche Kulisse gesellt 🙂

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Skuleskogens nationalpark, Bjuröklubb

Nur sehr vereinzelt treffe ich auf die einen oder anderen Wanderer. Im Skuleskogen gehe ich eine etwas größere Runde und schaffe es nach nur 5 Stunden rechtzeitig vor Anbruch der Dunkelheit zurück nach Hause. Dort wird erstmal ordentlich eingeheizt und der Nachmittag kann mit heißem Schoko/Rum gemütlich ausklingen. Am zweiten Weihnachtsfeiertag ist er dann plötzlich da, der richtige Winter mit immer mehr Schnee auf jedem Kilometer den es weiter in Richtung Polarkreis geht. Völlig irritiert verpasse ich im Neuschnee bei stürmischem Wind beinahe die richtige Piste bei der Abreise vom Strand des westlichen Bottenviken, 📽 Bjüroklubb. Und obwohl es nun täglich wieder wenige Minuten mehr an Tageslicht gibt, wird diese astronomische Tatsache mit jeder Breitengrad Minute bei der Fahrt in Richtung Norden wieder zunichte gemacht und die Sonne senkt sich immer weiter dem Horizont entgegen, wenn sie sich überhaupt einmal hinter der grauen Wolkenwand blicken lässt.

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Napapiiri / Arctic Circle / Polarkreis

Gleichzeitig wird es nun immer schwieriger einen der schönen Stellplätze abseits der Straßen anzusteuern, da diese zunehmend verschneit sind. Nun wäre der Schnee alleine noch nicht dramatisch, aber erstens sind die Zufahrten meist zugepflügt und zweitens ist die Untergrundbeschaffenheit natürlich reine Glückssache. Auch wird es bereits mittags ab 13:00 Uhr auf 66° Nord kurz vor dem Polarkreis schon wieder Zeit noch bei Tageslicht einen geeigneten Stellplatz zu suchen. Am Råneälven passt es dann gerade noch, aber die morgendliche Abfahrt mit kaltem Motor gelingt dann doch erst beim zweiten Versuch. Dann geht es gleich zweimal über den Polarkreis, zunächst über Nebenstraßen nach Neitaskaite und dann zurück über die E10 in Richtung Övertorneå zur finnischen Grenze. Für manch einen war es allerdings kein schöner Tag kurz vor Silvester im white out am Polarkreis. Wer mag schon gerne im Graben enden? 📽 Polcirkeln

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Suomi

Im Morgengrauen geht es dann bei Övertorneå über den Torneälven (schwedisch) bzw. den  Tornionjoki (finnisch) in Richtung Grenze, welche normalerweise hier oben im Norden gar nicht wahrgenommen wird. Jetzt gibt es aber einen Check Point und strenge Einreisekontrollen. Die Fahrt über die skurril beleuchtete Brücke erinnert an alte Agentenfilme wie Gorky Park mit Lee Marvin 🙂 Mein Passierschein wird gute 15 Minuten akribisch überprüft, das Wohnmobil noch wohlwollend begutachtet und dann darf ich weiter fahren, carefully of course, because of the slippery road conditions. Und in der Tat finden sich einige Kilometer weiter östlich zwei Damen im Straßengraben wieder. Allerdings waren die finnischen Helfer schneller und haben die beiden Mädels bereits aus ihrer misslichen Lage befreit 😉

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to be continued: Suomi 2021 part2