with love from russia ?
Ich komme dennoch sicher an meinem ersten Ziel an, einem Campsite irgendwo zwischen Primorsk und Ozerki an der Finnischen See. Wer nicht so schnell seekrank wird, kann sich hier die letzten paar 100 m der eineinhalb Kilometer langen Zufahrt durchschaukeln lassen 🙂 Es lebe die Bodenfreiheit! Der Campingplatz sieht ziemlich verwaist aus, nur in der anderen Richtung sind noch ein paar Leute mit Zelten und einem Auto auszumachen. Beim Strandspaziergang am nächsten Morgen treffe ich vermutlich den Campwart an seinem Wohnwagen, der aber leider nun gar kein englisch spricht und die Kommunikation somit eher schwierig bis gegen Null tendiert. Ein Stück weiter gibt es sogar einige selbst gezimmerten Hütten, die offenbar bewohnt sind. Es ist aber niemand zu sehen. Хорошо!
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Weiter in Richtung Sankt Peterburg, die Russen kennen im Namenszug übrigens kein „S“, hatte ich einen Campingplatz am Hotel Olgino in Erwägung gezogen. Obwohl ich zunächst vermute dass sich das Hotel gerade im Abriss befindet, wage ich mich hinein und es gibt tatsächlich in einer riesigen leeren Eingangshalle eine viel zu kleine aber besetzte Reception. Nun gut, fragen kann man ja mal, aus reiner Neugier. Es stellt sich heraus das die Dame sogar recht gut englisch spricht, es werde gerade gebaut und renoviert und njet, leider sei der Campingplatz schon mit einer Reisegruppe aus Italien belegt. Ich erwidere, dass es doch gar kein Problem sei, neben ein paar netten Italienern zu stehen, die haben bestimmt nichts dagegen. Strom benötige ich keinen, nur einen Stellplatz und Sanitäranlagen. Sie muss erst ihre Managerin fragen, die ich leider gar nicht zu Gesicht bekomme. Es bleibt beim njet, es ginge nicht, eine gemeinsame Nutzung der Sanitäranlagen würde die Reisegruppe stören, was ich mir nun beim besten Willen nicht vorstellen kann. Sie bietet mir aber an, für 500 Rubel (ca. 7 EUR) auf den Vorplatz stehen zu dürfen und ich erhalte einen Schlüssel für die Toiletten im Abriss- äh pardon, im Renovierungsgebäude. Die Nutzung der italienischen Dusche sagt sie mir ganz inoffiziell, würde wohl gar keiner mitbekommen. Ich frage noch nach der Zahlungsweise: nur in Rubel und nur Cash. Damit war die Sache endgültig vom Tisch, da ich keinen einzigen Rubel in der Tasche habe und die nächste Bank in Sankt Peterburg ist. Dennoch mache ich noch einen kleinen Rundgang zum Campsite, der ohne die Italiener gar nicht als solcher zu identifizieren wäre. Platz ist natürlich noch riesig viel, allerdings müsste ich auf die Wiese ausweichen, was wohl zu Flurschäden führen könnte. Der Kampf gegen den Müll hat ja zumindest auf den Plakaten schon mal begonnen, denn es sieht mitunter tatsächlich so wie auf dem Plakat aus!
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Übrigens direkt neben dem in „Renovierung“ befindlichem Hotel Olgino findet sich dieser edle Garten samt schmuckem Holzhäuschen. Da prallen nicht nur Welten, da prallen ganze Galaxien aufeinander. Hoffentlich liegt es nicht daran, dass sich das schmucke Grundstück noch gerade eben außerhalb von Sankt Peterburg befindet 😉
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Ich packe meine sieben Sachen und mache mich mit meiner Vierzimmerwohnung aus dem Staub nach Sankt Peterburg, wo ich einen zweiten Hotelcampingplatz mit Metro Anschluss in Reserve habe. Bereits die Fahrt in Richtung Centrum lässt erahnen, welche Dimensionen diese Stadt hat und dass es sehr viele schöne und interessante Ecken zu geben scheint. Nachdem ich den Stau auf der Trotsky Brücke überstanden habe, sehe ich völlig unerwartet direkt am Mikhaylovsky Garten viele freie Parkplätze und nutze den schönen Nachmittag noch für eine erste Stadterkundung.
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Am frühen Abend mache ich mich dann zum Hotel Elizar auf den Weg, und finde es tatsächlich nach einer Ehrenrunde im Innenhof eines Wohnkomplexes. Der abgefahrenste Campsite den ich je gesehen habe. Das Hotel macht einen sehr guten Eindruck und auf dem Parkplatz ist gerade noch ein Stellplatz frei, da sich auch hier eine Reisegruppe von meist Österreichern einquartiert hat. Allerdings hätte ich mich bei dem netten Personal mit Sicherheit auch noch sonst irgendwo hinstellen dürfen: „pliies feind paaking äniwär an chambäck for chregitreischn“ 🙂 Wenn auch nicht so günstig wie Hotel Olgino, die beste Entscheidung des Tages, auch wenn die Metro Station um die Ecke leider wegen Bauarbeiten gesperrt ist. Am Abend darf ich mich dem weißrussische Reiseleiter Peter und seiner Reisegruppe beim Besuch einer russische Kneipe anschließen. Vorteil unter anderem, jemand kann die Speise und Getränkekarte lesen und dann auch noch übersetzen 🙂 Übrigens gibt es im Innenhof dieses riesigen Wohnkomplexes entgegen allen Befürchtungen absolut keinen Lärm. Man stelle sich das bitte in Deutschland vor, welch ein krakele und geplärre bis spät in die Nacht.
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An den folgenden Tagen bringe ich es auf gut und gerne 50 km auf dem imaginären Schrittzähler und unzählige Fotos, mit und ohne Sonne, mit Morgen- Mittag- oder Abendlicht, und entspanne zwischendurch in möglichst nicht so touristisch erschlossenen Cafés, was zugegebenermaßen schwierig aber nicht unmöglich ist. Neben unzähligen Souvenirständen mit den offensichtlichen Higlights Fabergé Eier, Matrjoschkas, Ikonen und bemalte Teller sind offenbar auch Putintassen der Renner. Besonders gelungen finde ich da die Version des russischen Bärenbezwingers 😉
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Hier noch eine „kleine“ Auswahl von wenigen Schnappschüssen der Metropole Sankt Peterburg.
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Der erhebliche Schiffsverkehr auf der Neva erfordert übrigens zeitweise Augenmaß! Obwohl die Tide eigentlich in der Baltischen See eher minimal ist, soll es hier wohl windbedingt durchaus erhebliche Wasserstandschwankungen von einigen Metern geben, da kann es wohl schon mal eng werden.
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Humorvoll geht es dagegen an den teils sprechenden, teils laut vor sich hin piepsenden Lichtzeichenanlagen vor. Metro Stationen dagegen sind meist unscheinbar und erst auf den zweiten Blick als solche auszumachen. Dafür präsentiert sich die Staatsmacht mit ausreichend Pferdestärken unter der Ural Haube.
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Die Erkenntnis nach fünf Tagen in Sankt Peterburg: Diese Stadt ist riesig, und wenn man nicht nur die Museen und historischen Bauten auf die chinesische Art schnell mal abhaken will, an ein paar Tagen überhaupt nicht zu erkunden. An dieser Stelle muss ich auch mal diesen überheblichen Slogan „Hamburg sei das Venedig des Nordens“ richtig stellen. Auch wenn Hamburg vielleicht die meisten Brücken hat (ich habe sie nicht gezählt) so kann es nicht annähernd mit dieser venezianisch anmutenden Stadt konkurrieren. Das betrifft sowohl die Bauwerke, als auch die Kanäle samt Brücken rechts- und linksseitig der Neva und die Parkanlagen. Einfach gigantisch, angeblich 2300 Schlösser und Prunkbauten! Und wo ich schon dabei bin, das in Westeuropa verbreitete Vorurteil von den Potemkinschen Dörfern trifft im Jahre 2016 eher auf Vendig zu als auf Sankt Peterburg. Natürlich ist nicht jedes der alten Bauwerke im Zentrum oder am Rande des Zentrums Top in Schuß, aber welche andere Europäische Stadt will sich da bitte aus dem Fenster lehnen? Und auch hier wird natürlich gebaut und restauriert. Selbst in deutschen Städten gibt es schlimmere Zustände als hier. Und ja, es gibt auch die riesigen Trabantenstädte im Speckgürtel von Sankt Peterburg. Aber hier leben mehr als 5 Millionen Menschen. Nur das Verkehrsproblem hat man hier nicht im Griff. Täglich bricht der Verkehr zusammen, und wenn Präsident Putin einschwebt geht gleich gar nichts mehr, und das obwohl viele Hauptverkehrsstraßen total autogerecht ausgebaut wurden und Fußgänger zum überqueren von Straßen teilweise riesige Umwege in Kauf nehmen müssen. Fahrradfahrer sind hier gar nicht vorgesehen, obwohl es durchaus welche gibt, leben sie hier sehr gefährlich. Für mich als Fußgänger ist der Putin Besuch daher ein guter Tag, die Luft auf den gesperrten Straßen ist deutlich besser als im Normalfall und ich kann einfach quer über die Kreuzung spazieren. Wenn VW, Opel, BMW und Mercedes hier mehr von ihren getürkten und abgasmanipulierten Dieselfahrzeugen an den Mann oder die Frau bringen würden, wäre die Luft vermutlich auch dann noch deutlich besser 😉
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Am Tage der Abreise erreiche ich meinen östlichsten Punkt dieser Reise bei 30°27´03´´ Ost. Auf der Fahrt zum Peterhof, das Schloss von Peter I, lande ich zunächst fast auf Putins Regierungsschloss, was ähnliche Dimensionen hat aber vom Peterhof dann doch noch 7 km entfernt ist. Ich wundere mich, das gar keine Reisebusse auf dem riesigen leeren Parkplatz stehen 😉 Eine nette Mitarbeiterin der „Administration“, wie sie sich vorstellt, klärt mich auf und biete an, dass ich am Abend zurück kommen könnte und am Baltic Parking übernachten könne, hier sei ja schließlich alles bewacht, gar kein Problem 😉 Wie sich später noch herausstellen wird, hätte ich den Vorschlag annehmen sollen.
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Der richtige Peterhof ist dann nicht zu verfehlen, einfach der Menschenmenge bzw. den Reisebussen hinterher, mit denen etwa die Hälfte der Besucher anreist. Die andere Hälfte kommt mit dem Tragflächenboot via Sankt Peterburg. Sowohl für das Parken als auch für den Eintritt in den Schlossgarten zuzüglich aller Museumsbesuche wird hier ordentlich abkassiert. Dagegen waren die Eintrittspreise in Sankt Peterburg nahezu ein Schnäppchen. Ich habe aber Glück und erhalte fürs Parken 300 Rubel. Der forsche Parkplatzanweiser drückt mir zwar das Wechselgeld in die Hand, will meinen 500er aber gar nicht haben. Weniger Glück dagegen beim Bad mit der netten Dame, Goldfinger war offenbar schneller und so wird es nichts mit der Schönheit 😉
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Die letzte Nacht in Russland hinterlässt dann allerdings einen weniger guten Eindruck. Auf einem Rastplatz neben einer gepflegten Ferienhausanlage werde ich mitten in der Nacht vermutlich mit Steinen oder Tannenzapfen mittels eines Katapultes oder ähnlichem beschossen. Daher rührt auch das Fragezeichen in der Überschrift. Ich verlasse den Rastplatz und bleibe bis zum Morgengrauen auf einem einige Kilometer entfernten und hell beleuchtetem 24 Stunden Supermarkt Parkplatz stehen. Am frühen Morgen fahre ich weniger gut gelaunt und entgegen der ursprünglichen Planung auf dem kürzesten Weg nach Narva zur estonischen Grenze. Der Grenzübertritt klappt dann problemlos und relativ zügig, eine netter estonischer Zöllner begrüßt mich mit „welcome back“ und ich lande hinter dem Schlagbaum direkt auf dem Marktplatz von Narva. Obwohl Estland nun wahrlich nicht mit Deutschland zu vergleichen wäre, ist es wie nach Hause zu kommen. Nur eine einzige Flussüberquerung und man wähnt sich plötzlich in einer anderen Welt.
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До свидания? [da ßwidánija]
vielleicht ………
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to be continued: Estonia 2016