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Cluj – Sibiu

nach einigen Tagen der Aklimatisierung im beschaulichen Norden Rumäniens geht es über den Lacul Ţaga und Mediasch in Richtung südliche Karpaten. Am ebenfalls beschaulichen L’amour Caffe wird leider noch restauriert, so dass die eigenen Keksreserven zum Kaffee genügen müssen.

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Auf der Nationalstraße 1 zwischen Sibiu und Făgăraş ist es dann mit der Beschaulichkeit vorbei, dichter Verkehr in beide Richtungen zwingen zu erhöhter Aufmerksamkeit, da die gefahrenen Geschwindigkeiten erheblich voneinander abweichen!  An einer einsamen Kreuzung mit Tankstelle, Motel und Werkstatt geht es dann links ab in Richtung Süden. Auf  der Transfăgărășan winden wir uns in endlos erscheinenden Serpentinen die Passstraße hinauf. Wegen des späten sonntäglichen Nachmittages kommen uns wahre Ausflugskarawanen entgegen. Bergauf dagegen sind trotz des schönen Wetters nur wenige unterwegs, so dass uns des Öfteren ganz eilige Ausflügler auf unserer Spur entgegenkommen. Vielleicht gibt es am Abend noch ein Fußballspiel im TV? Eher anzunehmen ist aber, dass die meisten dieser potenzgesteuerten Bergabfahrer es ausnutzen ihre gefühlte PS Zahl nahezu verdoppeln zu können und davon ausgehen, dass schwere Unfälle grundsätzlich nur anderen passieren. 

Etwas unterhalb der Passhöhe schlagen wir dann mit einigen anderen Reisenden unser Nachtlager mit weitem Blick in die Ebene von Sibiu (Hermannstadt) auf, einem wilden Camp an der Transfăgărășan.

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Transfăgărășan

Als sich der Dunst am nächsten Morgen verzogen hat lädt die wärmende Sonne zu einer ausgedehnten Wanderung über dem Tunnel der Passhöhe zum Șaua Caprei ein. Glücklicherweise sind wir früh unterwegs, denn obwohl es nun Montag ist sind die kostenpflichtigen Parkplätze am Lacul Bâlea schnell belegt. Wegen der unterschiedlichen Parkgebühren von normal bis unverfroren lassen wir uns extra nochmal bestätigen, dass unser Wohnmobil nicht als Kleinbus mit 9 Sitzplätzen sondern als normaler PKW eingestuft wird, Tarife für Wohnmobile gibt es nämlich keine.

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übrigens ist das Werfen mit Steinen in rumänische Seen des Transfăgărășan strengstens verboten. Plastikflaschen dürfen aber durchaus geworfen werden 🙈 Wir wählen einen wenig frequentierten Aufstieg in südwestlicher Richtung, was trotz der frühen Stunde an der Beschaffenheit des Pfades erkenntlich wird. Der direkte Aufstieg zum Șaua Caprei macht eher den Eindruck eines stark erodierten Lawinenabganges denn eines Bergpfades. Der Hund des Schäfers, also nicht der Schäferhund 😉 , begrüßt uns auf einer Anhöhe, vermutlich will er sich nur vergewissern, dass wir keine Gefahr für seine Schafe darstellen. So lässt er uns kurz darauf ziehen um das einzig verbliebene Schneefeld des letzten Winters zu überqueren.

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puhhhh ist das steil 😉

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Die Herausforderungen der zu bezwingenden Pfade sind allerdings auch nicht ganz ohne  und werden dennoch ganz unerwartet mit nur einigen Zwangspausen gemeistert. Der Rückweg führt dann mehr oder weniger gezwungenermaßen doch noch am Șaua Caprei vorbei, und obwohl die Wegweiser nicht mehr viel hergeben, werden sie auf den ausgetretenen Pfaden auch nicht wirklich benötigt. Am Nachmittag ziehen von Süden einige Gewitter heran, die uns glücklicherweise verschonen. Eine größere Familie halten die Gewitter aber nicht davon ab, direkt am eisernen Gipfelkreuz einige schöne Selfies zu machen. Bei Blitzeinschlag droht da wohl nicht nur die Möglichkeit der Überbelichtung 🙂

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hinunter geht es dann doch noch auf besagtem steilem und stark erodiertem Pfad, dem man es ansieht, dass hier bereits tausende von Touristen und Ausflüglern mehr oder weniger hinunter gerutscht sind. Dabei ist die Wahl des Schuhwerks bei einigen mutigen Rumänen durchaus als abenteuerlich einzustufen. 

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am Parkrummelplatz eingetroffen genießen wir noch die rumänische (Zucker) Spezialität Kürtös um dann gestärkt zur Zahlung der parking fee zu schreiten. Fast schon wie erwartet will der diensthabende Kollege nun die Gebühr für einen Minibus kassieren. Nach einigen Diskussionen drücke ich ihm wohlwollend das PKW Entgelt für den gesamten Tag in die Hand und versuche ihm klar zu machen, dass die wackelige Schranke an der Ausfahrt nicht wirklich ein Hindernis für uns darstellen würde. Daraufhin entschuldigt er sich dann doch noch und die Situation nimmt ein freundliches und entspanntes Ende. Wir durchqueren den Passtunnel in Richtung Süden und stoppen auf den talwärts führenden Serpentinen an einem Brunnen um nochmal 40 Liter Wasser nach zu bunkern.

 

Voineasa

Und hier nun leider einiges zum Thema Müll im zivilisierten Rumänien. Ein Japaner soll einmal gesagt haben „Rumänien sei ein wunderschönes Land – leider ist es bewohnt„. Ich habe diesen Satz für überheblich und arrogant gehalten, bin allerdings ins grübeln gekommen. Geschickt fotografiert sind es idyllische Plätzchen wie hier am Lacul Vidraru oder am Fluß Lotru in der Nähe von Valea Măceşului, die Realität sieht aber leider meistens anders aus 🙁Cumpăna geweckt. Auch hoffen wir natürlich, dass es nicht die besagte deutsche organisierte Müllbeseitigung ist, die hier ihren Müll entsorgen lässt  ……..

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irgendwo bei 45°19’29.2″N und 24°29’29.3″E erspähen wir dann diese eigentümliche Flora! Der Baum ist vermutlich durch Blitzschlag nahezu vollständig über seiner Wurzel gespalten und wird nur noch durch die Borke gehalten, dennoch ist er komplett ergrünt und er erwehrt sich augenscheinlich weiterhin standhaft allen Widrigkeiten! 

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….. und hier gibt es schon mal einen Vorgeschmack auf die Top Five der rumänischen Fauna,  zumindest der Teil, der sich nicht vor uns versteckt hat 😉

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45°29’25.8″N 23°58’04.9″E : an Herausforderungen für unseren schweren G300 fehlt es nicht in Rumänien ? Auf der steilen Passstraße 105G zwischen Voineasa und Râu Sadului werden diese aber gemeistert. Gerne wäre ich auch die Drumul Strategic zwischen Valea Măceşului und der Transalpina gefahren. Aber zum einen lässt sich deren Befahrbarkeit nicht in Erfahrung bringen und zum anderen ist die Zeit mal wieder zu knapp bemessen. Auch eine Fahrt abseits der Hauptstraße nördlich um den Lacul Vidra herum bleibt uns leider verwehrt. Die Zufahrt ist am streng geheimen (fotografieren verboten)  Staudamm Lotru-Ciunget verschlossen, da die Straße angeblich zu schlecht sei und man schon zu viele Autos hätte bergen müssen. Der Diensthabende würde uns zwar hinüber lassen, aber die Ausfahrt auf der anderen Seite sei auch verschlossen, so dass wir an dieser Stelle auch wieder hinausfahren müssten. So kehren wir wieder um und es geht erstmal weiter über die 7A mit einem Abstecher auf der Transalpina in Richtung Parcul Național Retezat.

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Wer übrigens einmal dem Kleingedruckten auf seinem Honigglas Beachtung geschenkt hat, der wird häufig mal auf den überflüssigen Satz zum vorgeschriebenem Herkunftsnachweis  „enthält Honig aus EU und nicht EU Ländern“ gestoßen sein. Hier wird zumindest ganz viel von dem EU Anteil auf vermutlich mobilen Bienenstöcken gesammelt. Vermutlich deswegen, weil einige dieser Trucks nicht mehr so ganz fahrtüchtig erscheinen 😉

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mobiler Bienenstock bei Alpinaski

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Den Plan etwas abseits der Transalpina Passhöhe einen schönen Übernachtungsplatz zu finden geben wir schnell auf. Zu laut, zu windig und vor allem zerstört. Direkt neben der Passstraße ist sehr gut zu erkennen, was passiert, wenn unkontrolliert und offenbar auch völlig unfähig im Umgang mit SUV’s und Geländefahrzeugen, querfeldein und mit durchdrehenden Reifen über Wiesen und Berge gefahren wird. Es bleibt ein einziger riesiger Erosionsschaden zurück, der sich über Jahrzehnte nicht mehr erholen wird. Daher werden wir hier keinen Meter abseits der Straße fahren, um dieses Desaster nicht noch zu vergrößern. Ich will ja nicht behaupten in dieser Beziehung ein Musterknabe zu sein und fahre auch schon mal in die ein oder andere Wiese hinein. Dabei achte ich aber wenigstens darauf, dass der Boden ersten tragfähig ist und vermeide es zweitens vollständig, dass sich auch nur ein einziges Rad auf dem weichen Untergrund dreht. Das zerstört nämlich die Grasnabe unmittelbar und hinterlässt insbesondere in höheren Gebirgslagen einen nachhaltigen Schaden. Über so etwas scheinen sich allerdings die wenigsten Gedanken zu machen und bringen damit natürlich auch jeden anderen 4×4 Fahrer in Veruf. thumbs down. 

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als Entschädigung für entgangene Ausblicke wollen wir auf der Stâna Ștefanu den kleinen „Bernhard“ mitnehmen. Aber der Schäfer möchte ihn doch lieber behalten, was durchaus verständlich ist. thumbs up.

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Parcul Național Retezat

Den Retezat Nationalpark fahren wir zunächst von Norden her über das Dorf Nucșoara an, wo sich auch die Parkverwaltung befindet, an der wir uns vom Ranger einige Informationen geben lassen. Am Nachmittag geht es dann noch für einen kurzen Ausflug vorbei an den Cascada Lolaia hinauf zur Cabana Pietrele.

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Das mitunter aufgefallene und durchaus als untauglich zu bezeichnende Schuhwerk einiger Wanderer relativiert sich übrigens spätestens dann, wenn man sich in festen Halbschuhen und auf leichten Wegen aus lauter Blödheit beim Abstieg vom Nachmittagsausflug den Fuß verstaucht. Sowas kann aber auch nur den „german krauts“ mit ihrer tollen Ausrüstung passieren 🙂  Jedenfalls bedeutet es mindestens ein bis zwei Tage Zwangspause und lässt uns einen Campsite unweit des Trailhead aufsuchen, Popasul Carnic, vermutlich „always under construction“, aber sehr schön gelegen, mit etwas abschüssigem Gelände eher als Zeltplatz geeignet, dafür sind die Betreiber trotz einer gewissen Schlitzohrigkeit sehr nett. Übernachtungspreise lieber mit dem „Alten“ aushandeln, bei der „Patronin“ ist’s tags drauf plötzlich etwas teurer 😉 .

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wir nutzen die Zwangspause um einmal um den Nationalpark herum auf die Südseite zu gelangen und finden dort noch außerhalb des Parks einen schönen Platz mit Blick über den Stausee Lacul Gura. Tags drauf fahren wir auf einer engen Mautstraße bis tief in den Nationalparks hinein. An der Mautstation mit Tisch und Stuhl 😉 werden wir aber freundlich darauf hingewiesen, dass die Straße teilweise sehr zugewachsen sei, und daher nur mit kleineren Fahrzeugen gut passierbar ist. Da die Maut nicht sonderlich hoch ist, nehmen wir die vermeindlichen Kratzer in Kauf und kommen an einigen Engstellen nur langsam voran, so dass wir den ein oder anderen PKW an den Ausweichstellen überholen lassen. Am Endpunkt der Straße angekommen entpuppt sich der Camping Poiana Pelegii als Zeltplatzwiese auf der gegenüberliegenden Hangseite. Der kleine Parkplatz ist bereits voll so dass wir uns an der Zufahrt mehr oder weniger in den Graben zwängen. Wir hätten nicht so viele vorbeilassen sollen 😉 Egal, jetzt geht es erst einmal per pedes zum Lacul Bucura hinauf, wobei die instand gesetzten Wanderstiefel besonders eng um den lädierten Fuß geschnürt werden.   

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Am darauffolgenden Mittag ziehen dunkle Wolken auf und was zunächst nach etwas Regen mit Badespaß für die Vögel in unserem Dachpool aussieht, entpuppt sich schnell zum Unwetter mit heftigen Gewittern und Sturmboen. Wir ergreifen die Flucht talwärts und warten an der Talsperre Gura Apelor auf ein Zeitfenster ohne Sturmboen um diesen möglichst gefahrlos zu überqueren. Die noch vor zwei Tagen bei schönstem Wetter bergan gefahrene Straße ist nun kaum wieder zu erkennen. Das Wasser schießt von den Hängen über die Fahrbahn und teilweise liegen auch schon einige „Steinchen“ auf der Straße. Guckst Du hier.

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so schnell wie das Unwetter aufgezogen war, ist es auch wieder vorbei. Allerdings ist es nun deutlich kühler und etwas ungemütlicher geworden. Bei wechselhaftem Wetter geht es auf Nebenstraßen weiter nordwärts in Richtung Nationalpark Apuseni. Und wenn Du grade glaubst, es kann nicht mehr schlimmer kommen, es kommt. Im kleinen Örtchen Geoagiu trauen wir unseren Augen nicht, nein nicht etwa wegen des mittlerweile schon gewohnten Bildes der Vermüllung, der Fluss der sich durch das Geoagiu zieht wird zur Abwasser- und Müllentsorgung genutzt, sonder weil wir unmittelbar an diesem Fäkaliengraben ein Schild vorfinden, welches den Weg zur Tourist Information ausweist! Mir machen uns sofort auf die Suche um zu erkunden, was es denn hier so anzupreisen gäbe. Aber leider finden wir kein bemanntes Büro und so bleiben uns die touristischen highlights von Geoagiu leider verborgen…..

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keine 100 km weiter sieht es aber schon wieder ganz anders aus, die Gegensätze können kaum größer sein. Vadu Motilor ist nun beileibe auch kein Dorf welches bereits aus dem Dornröschenschlaf erweckt wurde und das ein oder andere Haus wäre dringend sanierungsbedürftig, aber Müll liegt hier keiner herum. Dafür werden auch die etwas älteren Ressourcen noch nachhaltig genutzt, so wie zum Beispiel dieser 4×4 made in Romania. Ein Aro 244 Crosslander?  

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Parcul Natural Apuseni

War es im Nationalpark Retezat schon deutlich sauberer, mit für südeuropäische Länder geringfügigem Optimierungsbedarf, so scheint es im Nationalpark Apuseni bereits ein engagierteres Parkmanagement zu geben. Die Müllmengen in diesem Nationalpark sind nochmals deutlich geringer 🙂 , aber wer hier noch auf unbefestigten Straßen und Wegen durch die Lande ziehen möchte, sollte sich beeilen. Wie schon auf einigen Abschnitten zwischen Hațeg und Beliș werden diese Wege mit EU Mitteln vielerorts ausgebaut und asphaltiert, was natürlich der einheimischen Bevölkerung zu Gute kommt. Wir finden noch einen holprigen Pfad der den Park in Ost West Richtung parallel zum Lacul Beliș-Fântânele durchquert und genießen nach dem vielen Regen bei schönsten Wetter die Einsamkeit in den rumänischen Wäldern. 

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am Fluss Someșul Cald, was ähnlich wie im italienischen nicht zu verwechseln wäre mit kaltem Someșul, vielmehr bedeutet es warmer Someșul, gibt es leider kein hinüberkommen, da ein umgestürzter Baum das gegenüberliegende Ufer versperrt. Wir überlegen ob wir die Seilwinde einsetzen sollen, sind dann aber doch zu faul für diesen schönen Pausen- oder Übernachtungsspott einen derartigen Aufwand zu betreiben, zumal der Fluss auch ein wenig Hochwasser hat und es nicht gar so flach ist wie es zunächst aussieht. So geht es über nicht ganz verlassene Geisterdörfer weiter in Richtung Westen, hier könnt Ihr ein Stückchen mitfahren 🙂 

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wir verlassen den Park und begeben und langsam in Richtung Ungarn und befinden uns damit definitiv schon wieder auf dem Heimweg 🙁 Aber es gibt noch einen kleinen Abstecher in die Pastravaria Soimus, einer Fischfarm in einem entlegenen Seitental nördlich von Beiuș. Die Fische werden vor der Zubereitung gefangen und zur gegrillten Forelle gibt es klassische Polenta mit hochprozentigem Rachiu.

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In Beiuș gibt es dann plötzlich beim fotografieren eines alten Pferdefuhrwerks für eine Feuerwehrspritze, die dekorativ im Vorgarten einer Feuerwache steht, Ärger! Warum erschloss sich mir in keinster Weise, ich stehe weder im Vorgarten noch vermutete ich ein Staatsgeheimnis hinter diesem Museumsstück? Irgendetwas schien dem Wachhabenden dennoch nicht gefallen zu haben, ich konnte es aufgrund der Sprachbarriere leider nicht herausfinden …….

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Nachdem wir in Remetea auf einem schönen und völlig leeren Campingplatz das schöne Wetter genießen und zum aufräumen nutzen, machen wir uns am Nachmittag auf in Richtung Grenze und wollen vorher noch einmal Volltanken, da der Diesel in Rumänien günstiger als in Ungarn ist. An dieser Tankstelle bei Brătești wurde aber offenbar schon auf alternative Treibstoffe umgestellt 😉 so dass wir zumindest hier leer ausgehen.  In Ungarn gibt es noch eine Abstecher nach Budapest, wo uns die gnadenlose Härte der nationalen Gesetzgebung des Viktor Orbán versucht in die Knie zu zwingen. Davon aber mehr im letzten Teil dieser Reise.

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to be continued: Karpaten 2017 part3

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