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Südküste, Fjorde & Gletscher // southcoast, fjords and glaciers
Mitte August verlassen wir das Hochland zunächst wieder in Richtung Osten und wollen über die Südküste den Vatnajökull umfahren. Vorbei am Hengifoss finden wir am Abend noch in Sichtweite des energiefressenden Aluminiumwerkes der „Aluminum Company of America“ am Fjord von Reyðarfjörður einen schönen Übernachtungsplatz, direkt am Leuchtfeuer. Als es dunkel wird stellen wir zu unserem erstaunen fest, dass dieses Leuchtfeuer auch in Richtung Landseite und Berge alle 10 Sekunden feuert? Vielleicht dient es nicht nur den Schiffen sondern auch den Schafen als Orientierung? Nachdem wir aber alle Verdunkelungsmaßnahmen einsetzen, bleibt es im ExMo finster und seeseitig gab es nun wohl zwei Leuchtfeuer, das originale und das vom ExMo reflektierte.
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An der Südostküste führt die Ringsstraße direkt an der Küste entlang und folgt den Fjorden teilweise weit in das Hinterland. Bei schönstem Wetter genießen wir die vorbeiziehenden Landschaften mit satt grünen Wiesen, den allgegenwärtigen Islandpferden und einigen Dickhornschafen sowie einer ausgiebigen Strandpause mit leckerem Coffee-Cheese-Cake. In der Nähe eines View Points am Fauskasandur beziehen wir gut getarnt unseren Übernachtungsplatz und bleiben dort zu unserer Überaschung beinahe die einzigen. In einiger Entfernung machen wir am frühen Morgen lediglich noch einen PKW aus, der dort wohl auch eine längere Pause eingelegt hat.
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Nach soviel Faulenzen beschließen wir, einige Kuchenkalorien los zu werden und nehmen zunächst mal eine leichtere Tour in der Hvannagil Schlucht in Angriff, deren Einstieg wir allerdings zunächst nicht sofort finden. Eigentlich vor dem richtigen Einstieg stehend, sehen wir, wie eine kleine Gruppe unter der Führung eines offenbar genervten deutschen Reiseleiters ihre Wanderung gerade beendet. Auf die freundliche Frage meiner Tochter ob man durch das Flussbett zum Einstieg gelange bzw. völlig ohne Wegmarkierung irgendwo langlaufen könne, antwortet der nette Zeitgeselle, dessen Adventure Verein ich hier mal besser nicht nenne, dass sie selbstverständlich nicht einfach irgendwo langlaufen würden und überhaupt, vermutlich rückschließend auf unser Autokennzeichen, ob wir wohl aus Hamburg Eppendorf kämen? Zu allem Überfluß nervte ihn eine seiner Teilnehmerin auch noch, ob man mit so einem Auto wie wir es hätten auch durch Flüsse fahren könne? Er hat bestimmt nur einen schlechten Tag und so verriet ich ihm nicht, dass ich eigentlich aus Hamburg Barmbek käme und dass die wohlhabenden Leute ohnehin in Stadtteilen wie Nienstedten oder Volksdorf wohnen würden 🙂 So machen wir uns ohne seine nette Hilfe auf den Weg und finden nach einigen Flusslaufquerungen schnell den Einstieg der uns steil nach oben bringt.
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Zurück am ExMo erkunden wir einen bereits völlig verlassenen Campingplatz am Ufer der Jökulsá í Lóni, eingekeilt zwischen den Spülsänden des Hvannagil und eines weiteren namenlosen Flusses, beschließen wir nur unsere Wasservorräte aufzufüllen und noch am Nachmittag auf die andere Seite der Jökulsá í Lóni zu wechseln, um dort stromaufwärts auf der F980 einige Furten querend bis zu einer Hütte am Ásavatn zu gelangen. Den Fluß queren wir zunächst auf einer Stahlbrücke, den O-Ton könnt Ihr Euch hier anhören. Nach einer wunderschönen Fahrt entlang am 📽 Westufer müssen wir aber irgendwo bei 64°27’30″N 15°04’34″W wegen unserer fehlenden Risikobereitschaft und der zeitweise ernst zu nehmenden Warnungen an einer letzten Furt passen, da wir die Tiefe dieser Furt bei starker Strömung nicht mehr einschätzen können. Infolge der Wärme und des späten Nachmittags hatten wir wohl den Wasserhöchststand erwischt. Obwohl uns noch ein kleinerer Jeep entgegen kam, konnten wir mangels direktem Sichtkontakt und wegen des Gerölls und der daher fehlenden Reifenspuren nicht zweifelsfrei feststellen, wo dieser den Fluss gequert hat. Dort wären wir dann eigentlich auch durch gekommen. Zur Belohnung gab es aber einen schönen Übernachtungsplatz inmitten von bunten Bergen 🙂
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Bei weiterhin schönem Wetter geht es in Richtung Höfn mit fantastischen Ausblicken auf den größten europäischen Gletscher, den Vatnajökull. Vor traumhafter Kulisse genießen wir wieder ein mal ein paar Leckereien aus der örtlichen Bäckerei und erkunden den kleine Ort samt Fischereihafen. Die weiteren Tage sind wettertechnisch allerdings als sparsam zu bezeichnen. Ausgerechnet an der Südküste erwischen uns vier Tage Regen und Nebel mit nur kurzen „jetzt reissts auf“ Momenten. So gewinnen wir nur Eindrücke aus der unmittelbaren Umgebung und können schwebende Eisberge oder Strände voller Eiswürfeln bewundern. Wir fragen uns irgendwann, warum nicht vor den Gefahren des Versinkens in regengefluteten Landschaften gewarnt wird?
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Dafür gibt es für die offenbar Naiven unter den Touristen ausgiebige Warnungen vor Felsstürzen, Treibsand, vor dem Erfrieren und vor dem Sturz in Gletscherspalten inmitten einer eher lebensfeindlichen aber fantastischen Natur. Keine Rede von Sintflut, Erdbeben oder Vulkanausbrüchen. Wir können also ganz beruhigt sein und müssen die augenscheinlichen Regenfluten nicht weiter beachten 😉 Die Eisreste der Gletscherabbrüche am Jökulsarlon die von der Flut wieder zurück an den Strand gespült werden haben dagegen bei diesem Licht etwas gespenstisches. Ein Troll wer glaubt einen Troll erkennen zu können 😉
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Im Skaftafell Nationalpark bessert sich das Wetter deutlich und wir erleben wieder einen Sommertag mit bis zu rekordverdächtigen 18°C. Weil der Svartifoss mit seinen Balsaltsäulen zu einem der touristischen Highlights zählt, befürchten wir, uns der ein oder anderen Massenwanderung nicht gänzlich entziehen zu können. Ein voll belegter Parkplatz am Nationalparkzentrum scheint es uns zu bestätigen. Auf dem angrenzenden, recht großem Campingplatz geht es dann allerdings wesentlich ruhiger als erwartet zu und die Massenwanderungen beschränken sich tatsächlich nur auf das nähere Umfeld bis zum kleinen, eher rinnsalartigen und doch so berühmten Svartifoss. Weiter oben an den Gletscherzungen wehen uns zeitweise eisige katabaische Winde mit Sturmstärke vom Vatnajökull entgegen. Aber besser so als fortwährend das nasse Wetter abzuwarten. Der Lesestoff neigt sich da schnell dem Ende zu, wenn der Aktionsradius auf Übernachtunsgsplätzen inmitten von Seenlandschaften doch stark begrenzt bleibt. So ein Sommertag lässt dann auch weit blicken, hier auf Skaftafellsjökull und Skeiðarárjökull, dessen Schmelzwasser nach einem Vulkanausbruch 1996 die Ringstraße 1 weggerissen hatten. Der mit 2110 m höchste Berg Islands, der Hvannadalshnúkur gehört zum Gletscher Öræfajökull. Er ist gleichzeitig nach dem Ätna der zweithöchste Vulkan Europas, bleibt aber für uns unter eine Wolkenmütze versteckt.
……. oder sind es bereits die ersten Rauchschwaden? man weiß es nicht 😉
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Auf dem Rückweg kommen wir dann noch am berühmten Svartifoss vorbei, dem wir hier der vollständig halber auch noch eine Platz einräumen. Nach soviel grandioser Natur stockt uns hier nicht gerade der Atem, aber die relativ kleinen, vulkanischen Basaltsäulen sind dennoch nett anzuschauen.
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Durch moosbewachsene Vulkanfelder und Nachtlager am Hjörleifshöfða geht es dann weiter in Richtung Westen mit Ziel þakgil, einem grünen Hochtal am Ende des Kerlingardalsvegur (F214) mit echten Trollen inmitten grüner Berge.
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to be continued: Island 2015 part4