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Februar 2014
Expeditionsmobil? oder kurz und knapp ExMo, ein vielleicht etwas überzogener Begriff für ein Reisemobil, suggeriert er doch eher ein Fahrzeug für Forschungsreisen? Expedition leitet sich aus dem lateinischen ab und beschreibt eine Entdeckungs- oder Forschungsreise in entlegene oder unerschlossene Regionen. Und von letzteren gibt es ja kaum noch welche auf diesem Planeten. Entlegene Regionen gibt es aber glücklicherweise noch genug. Und dort gibt es natürlich auch viel zu entdecken, auch wenn andere es schon lange vor einem selbst entdeckt haben.
Die Gemeinsamkeiten aller entlegenen Regionen sind vor allem schlechte Straßen und Wege sowie wenig bis keine Menschen, von denen unmittelbare Hilfe erhofft werden könnte. Daher sollte das Reisefahrzeug ein wenig mehr aushalten als ein herkömmliches Wohnmobil, und es muss dennoch nicht gleich ein offroad Fahrzeug sein. Die Definitionen von offroad Fahrzeugen sind allerdings auch sehr schwammig und jeder versteht etwas anderes darunter. Der ein oder andere hält ein SUV ja bereits für ein offroad Fahrzeug 😉 . Zum Beispiel kann man auf Island gar kein offroad Fahrzeug gebrauchen, weil das offroad fahren dort aus gutem Grund verboten ist und insbesondere für Ausländer mit hohen Strafen geahndet wird. Dennoch ist das isländische Hochland eine echte Herausforderung für herkömmlichen Straßenfahrzeuge!
Das gewählte Fahrzeug ist wie bei fast allen Reisemobilen daher immer ein Kompromiss an die eigenen Ansprüche und Möglichkeiten. Mein Anspruch lag schon recht hoch, aber es sollte dennoch ein relativ kleines, bis zu einem Gewicht von 7.5 t, und noch bezahlbares Fahrzeug bleiben, welches den einen oder anderen Anforderungen gewachsen ist und auch nicht allzuviel Kraftstoff verbraucht. Ein Wasserstoff / Brennstoffzellenantrieb wäre mir am liebsten gewesen, aber der wäre weder bezahlbar noch ist er bislang irgendwo erhältlich, geschweige denn dass es dafür eine weltweite Infrastruktur, sprich Tankstellen, gäbe 🙁 .
Nach langer Suche viel die Wahl dann auf einen Mercedes G300 mit langem Fahrgestell. Gegenüber den alternativen wie Toyota HZJ79, Land Rover oder gar einem Pickup wie VW Amarok oder Nissan Navara erschien mir der G300 bezüglich Größe, Platz und Zuladung am geeignetsten. Verbrauch, Komfort und Geräuschentwicklung waren beim Probe gefahrenem VW Amarok zwar unschlagbar, aber an der maximalen Zuladung scheiterte es letztlich. Das Fahrzeug wäre permanent überladen und somit dann auch technisch überfordert gewesen .
Damit waren aber noch nicht alle Probleme gelöst, vielmehr begannen die meisten jetzt erst! Wird es ein Gebraucht- oder ein Neufahrzeug? Wo bekomme ich eine gute Kabine her? Wer montiert sie wie auf das Fahrgestell? Und welche Umbauten benötigt das Fahrgestell? Welche Extras sind ein „must have“ und welche nur „nice to have“?
Nun glaube ich zwar keine zwei linken Hände zu haben und bewundere alle diejenigen, die sich Ihre Wohnkabine in Eigenarbeit gebaut haben und sie dann noch erfolgreich mit ihrem Fahrgestell verheiratet haben, aber es braucht, wie ich finde, noch etwas mehr dazu als zwei rechte Hände: eine geeignete Halle inklusive Werkstatt und allen erforderlichen Werkzeugen sowie natürlich tiefer gehende Kenntnisse über das Basisfahrzeug. Und last but not least viel Zeit!
Das war bei mir alles nicht vorhanden und ich wollte das ExMo auch möglichst schnell nutzen und nicht daran scheitern. Daher schied auch ein Gebrauchtfahrzeug mangels vorhandener Angebotsmasse sehr schnell aus. Wenn man nicht sehr viel Glück oder Beziehungen hat, haben die zahlreich vorhandenen ausrangierten G300 Bundeswehrfahrzeuge doch eher nur noch Schrottwert oder sind bestenfalls noch für ausdauernde, professionelle Bastler und Oldtimerfans brauchbar. Ein gebrauchtes Fahrzeug hätte aber erheblich Vorteile wegen der nicht verbauten Steuerungstechnik zur Abgasreduzierung. Der Regelwahn bei modernen Dieselfahrzeugen führt leider auch dazu, dass man diese Fahrzeuge nur noch mit nahezu schwefelfreiem Diesel betanken darf und die Luft im Hochgebirge nicht allzu dünn werden darf. Den schwefelfreien Diesel gibt es aber außerhalb Europas und Nordamerikas zur Zeit eher selten 🙁
Nach langem hin und her, Internetrecherchen, Probefahrten, Messebesuchen und einholen von Angeboten viel die Wahl dann auf eine kleine Firma auf der schwäbischen Alb. Das dort angebotene Reisemobil inklusive eines G300 CDI Professionals, hergestellt von Magna Steyr in Raaba bei Graz entsprach weitest gehend meinen Vorstellungen, wurde aber leider auch teurer als ursprünglich geplant. Und der Motor des Fahrgestells beinhaltet das volle Programm des Abgasregelwahns inklusive des teuren und anfälligen, computerüberwachten Partikelfilters. Ist dieser dicht, bleibt das Auto irgendwann einfach stehen. Ein manuelles Schaltgetriebe war auch nicht zu bekommen, und so musste ich wohl oder übel auf ein Automatikgetriebe vertrauen. Aber ohne Kompromisse geht es eben nicht. 🙂
das Fahrgestell, W461
Motor: 300CDI / OM642
Hubraum: 2987 ccm
Leistung: 135 kW / 184 PS
permanenter Allradantrieb
Automatik, Differentialsperren, Geländeübersetzung
mobile Seilwinde – mittlerweile gegen eine stationäre Winde getauscht.
Kompressor
Verbrauch: 14-18l Diesel / 100 km
Tankvolumen: 155 l zzgl. 40 l Reserve
Bereifung: 285/75 R16 AT auf MB LM Felge
Standheizung
die Kabine
Alkoven
Gasherd (Dieselherd ließ sich nicht realisieren)
Kompressorkühlschrank
Außenstromanschluß 220V
Inverter 220V, 2000W
Trinkwassertanks: 160 l
Grauwassertank: 40 l
Solaranlage: 330 Wp
Nasszelle / Innen- und Außendusche
Standheizung
Glasfenster / Dachluke
u.v.m.
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und mittlerweile auch an Bord: Schneeketten 🙂
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