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Northbound – riding the real winter roads
(30.03.2020)

Nachdem wir am Sonntag die Arbeit ruhen lassen und den Tag bei heißer Schokolade mit Amaretto auf dem Campsite chillen, brechen wir Tags drauf mit zumindest einem griffigen Reifen maximaler Profilstärke und einer zugefrorenen Abwasserleitung weiter in Richtung Norden auf. Das Etappenziel ist am Hällsjön vorbei hinauf bis zur Siljianskojan, jedenfalls soweit wie es die Pistenverhältnisse zulassen. Beim schönsten Winterwunderland Wetter kommen wir aber nur bis zum Ende des Sees, an dem ein Suzuki offenbar Winterschlaf hält. Auf der Schotterpiste türmen sich noch über einen Meter unbefahrener Schnee so dass wir wie der Suzi kapitulieren müssen. Aber immerhin gibt es am See noch den schönen Stellplatz den wir aus dem Sommer 2018 kennen. Während die eine Hälfte der Crew auf dem See joggen geht, stemme ich die ein und andere Kaffeetasse 🙂 Nach soviel Sport machen wir am nächsten Tag noch einen Ausflug auf Schneeschuhen in Richtung Långfjället, scheuchen ein einsames Rentier auf und müssen auch hier alsbald kapitulieren. Selbst mit den Schneeschuhen brechen wir irgendwann im ungespurten und unmarkierten Gelände ein. Der Handkompass liegt derweil trocken im ExMo so dass wir den Rückzug antreten müssen.

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Jämtsland län

Das schöne Wetter legt eine Pause ein und bei einsetzendem Schneetreiben geht es über Högvålen auf der 311 zum Rogen Nationalpark. Unterwegs scheuchen wir diverse Schnee- und Rebhühner auf, die sich aber nicht so recht ablichten lassen wollen. Dafür hoffen wir einen schönen Platz am Fluß Mysklan erreichen zu können, sind aber schon aufgrund der Wetter- und Schneelage eher skeptisch. Unmittelbar hinter Käringsjövallen ist dann auch Schluss mit lustig 😉 da hilft leider auch kein zweiter Anlauf. Und so weichen wir auf einen geräumten Parkplatz etwa einen Kilometer retour aus.

Während sich im frühsommerlichen Deutschland viele den Kopf darüber zerbrechen, wie sie die Arbeit im home-office einigermaßen effektiv hinbekommen sollen, sieht bei uns der Alltag im frei gewählten schwedischen home-office unter anderem vor, die Solaranlage regelmäßig vom Schnee zu befreien. Da ließe sich nur darüber diskutieren, ob das vor dem Kaffee erledigt werden muss oder ob es nicht anschließend viel effektiver durchzuführen wäre. Die Kaffee- und Teezubereitung benötigt ja ohnehin keinen Strom 😉

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Damit bei den ganzen Haushaltstätigkeiten die Bewegung an der frischen Luft nicht zu kurz kommt, wagen wir bei wechselhaftem Wetter noch einen Ausflug zur 10 km entfernten Rogenstugan. Da der etwas kürzere Sommerweg völlig zu geschneit ist, geht es über den Winterweg und damit auch über den See, natürlich alles auf eigenes Risiko. Das macht Schweden so besonders sympathisch, wenige Vorschriften und Verbote, dafür ist man halt selber Schuld wenn etwas passiert, Anwalt nehmen zwecklos. Heute holt uns allerdings der Corona Irrsinn auch in Schweden ein, wir schreiben den 02.04.2020 und sind somit für die ersehnten schwedischen Waffler auf der Rogenstugan genau zwei Tage zu spät 🙁 stängt från och med 30 mars. Und das hier mitten in der Pampa wo bei diesen Temperaturen nicht mal mehr Hase und Fuchs aufeinander treffen. Da dieses keine offizielle Anordnung der schwedischen Regierung war, wussten wir auch nichts davon. Auf dem waffellosen Rückweg hat dann aber wenigstens der Sonnengott ein erbarmen und lässt die weiße Pracht ordentlich glitzern. Dafür wird die Nacht bis -10° ebenso ordentlich frisch und wir versuchen das Wasser aus dem Innenraum mehr oder weniger erfolglos weg zu heizen.

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Nachdem der Schneepflug die Verwehungen der Nacht bereits während unseres Frühstücks beiseite geräumt hat, begeben wir uns in der Hoffnung auf einige Plusgrade wieder talwärts. Aber der eisige Wind bleibt uns trotz Sonnenschein zunächst noch erhalten, und da die wärmenden Rentierfelle wohl noch nicht trocken sind, beschließen wir weiter nach Fjällnäs zu fahren um dort auf einem kleinem gemütlichen Campingplatz unser ExMo erst einmal an der Steckdose aufzutauen. Neben einem schwedischen und einem holländischen Pärchen sind wir zur Zeit die einzigen Gäste. Allerdings wäre wegen der sich auftürmenden Schneeberge und den belegten Dauerstellplätzen auch kaum mehr vorhandener Platz für viele weitere Wohnmobile.

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Dass dieses Vorhaben eine gute Entscheidung war zeigt sich am nächsten Morgen, das Thermometer vermeldet -13° C und trotz der nun optimalen Innentemperatur bleibt die Abwasserleitung eingefroren. Ungeachtet dessen machen wir uns über den Malmagen See hinauf in Richtung Gråstöten. Die Bilder mögen dem Betrachter ein wenig die Szenerie unterhalb des Gipfels vermitteln, noch besser gelingt dies aber bei Betrachtung dieser kurzen Videosequenz. Den Gipfel lassen wir deshalb links liegen und machen uns wieder an den Abstieg. Kaum unten angekommen hat auch der Wind den Rückzug angetreten und die wärmende Aprilsonne taut sogar unsere Abwasserleitung frei, das ist doch mal high tech im wahrsten Sinne des Wortes 😉

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Unser nächstes Etappenziel ist das Helagsfjäll mit dem höchsten Berg Schwedens südlich des Polarkreises.  Dafür müssen wir zunächst über die arktische Hochebene des Flatruet. Diese Route ist allerdings nur bei günstigen Wetterbedingungen passierbar, und da zumindest der Wind am Vormittag weiter abflaut, hoffen wir darauf, dass die Schneewehen der letzte Tage bereits beiseite geräumt werden. Wir lassen uns also Zeit und füllen in Funäsdalen nochmal unsere Vorräte auf. Im ICA Supermarkt wird darum gebeten, dass je Haushalt nur eine Person zum einkaufen geht.  Da das leicht praktizierbar und auch nachvollziehbar ist, entsprechen wir dieser Bitte. Während meiner Wartezeit beobachte ich allerdings nur eine einzige Gruppe von drei Personen von denen zwei nach der Lektüre dieser Bitte wieder kehrt machen und im Auto warten. Alle anderen sind entweder schon einzeln gekommen oder haben sich weniger dafür interessiert 🙁

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Neu verproviantiert starten wir dann unsere Miniexkursion in die Arktis, der Flatruet Pass ist tatsächlich geöffnet und da die Temperaturen heute sehr schnell auf +5° C steigen gibt es bei der Auffahrt zum Fjell schon die nächste Herausforderung: in der Sonne schmilzt der Neuschnee schnell dahin und verwandelt die Lehmpiste in eine ziemlich matschige und schmierige Angelegenheit. Wenn unser ExMo bislang nur einen zarten Grauschleier vorweisen konnte haben wir es nun vollständig auf Tarnfarbe „Lehmig-Ocker“ umgerüstet 😉 Warum der Pass bereits offen war erfahren wir dann auch oben am Ljungdalsfjället. Hier wird kein gewöhnlicher Schneepflug zum räumen eingesetzt sondern gleich der Pistenbulli! Bis Ostern muss noch eine ordentliche Menge Schnee vom darunter liegenden Parkplatz geräumt werden. Um nicht wie die Touris 😉  im Weg herum zu stehen verlagern wir unseren sonnigen Pausenplatz also besser etwas weiter talwärts. Guckst Du hier: Flatruet

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Von Kläppen aus starten wir dann nochmal eine „kleine“ Wanderung auf das Helagsfjället, allerdings nicht mit den schönen antiken Holzskiern, die hier auch mal völlig unbeaufsichtigt am Skidoo zurück gelassen werden können, ohne dass man deren Abhanden kommen befürchten müsste, sondern mit neumodischen Schneeschuhen aus plaste und elaste. Auch heute weht uns wieder ein eisiger Wind vom Helags herunter entgegen, der auf dem Rückweg allerdings nicht nur von hinten kommt sondern wie so oft schon beobachtet am Nachmittag merklich nachlässt ….

Oben auf dem Fjell sind dagegen trotz des vielen Schnees schon zahlreiche Rentiere unterwegs und versuchen an den wenigen kargen freien Stellen etwas Nahrhaftes zu finden. Damit man die vielen Tiere auch erkennen kann gibt es ausnahmsweise mal ein Bild in Originalgröße. Heute lassen sich wenigstens in einiger Entfernung auch mal ein paar Schneehühner ablichten, tiefen scharfe Bilder sind da allerdings auch nicht zu erwarten.

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Am Abend geht es dann weiter ostwärts, eine direkte Straßen- oder Pistenverbindung nach Norden durch das Vålådalen Naturreservat gibt es nicht, und selbst wenn, wäre sie bis zum Frühsommer vermutlich nicht befahrbar. Auf der Suche nach einem schönen Übernachtungsplatz scheitern wir selbst an dem ausgebauten und gut geräumten sekundär länsväg 535 an ungeräumten Stellplätzen etwas abseits der Straße. Dafür treffen wir unvermutet auf eine kleine Rentierherde die mit uns eben sowenig gerechnet hat wie wir mit ihnen. Einige Kilometer weiter werden wir aber doch noch fündig und finden eine schmale aber schöne für Eisangler geräumte Lücke am Björnsjön. Bären sichten wir aber leider keine 😉

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to be continued:  Sverige 2020 part3

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